Was ist unser Produkt?
Die Frage hämmert mir schon seit 4-5 Jahren im Kopf rum, seit wir damals ein Webinar mit Dave Schmelzer durchführten. „Wenn Leute in deine Kirche gehen – was bieten wir ihnen an?“ Diese simple Frage hatte ich so noch nie gehört.
Vielleicht weil es etwas konsumeristisch ist. Angebot? Produkt? Das scheint nicht zu passen. Und kommt aus einer anderen Welt. Aber irgendwie blieb die Frage mit mir.
Früher war die Antwort einfach: Erlösung. Das ist unser Angebot. Wir bieten einen Weg in den Himmel und helfen den Menschen, der Hölle zu entfliehen. Einfach und klar. Nur kam immer das Problem, dass kaum einer Erlösung wirklich wollte. Die Menschen glaubten nicht an die Hölle, und daher musste man erst mal ne Runde Argumente und Charme vorweisen, um sie zu überzeugen. Das klappte meistens nicht und so waren wir in der Zwickmühle – wir hatten die beste Botschaft überhaupt, die aber niemand wollte. Emotional schwierig.
Und vielleicht auch nicht ganz wahr.
Dave brachte für mich da eine Neuerung. Was ist, wenn unser „Produkt“ nicht so jenseitig ist, wie man landläufig glaubte? Vielleicht waren die Worte von Jesu auch für jetzt und hier so relevant, dass es die Leute tatsächlich wollten. Daves Formulierung für unser Produkt war innovative: „the zone of encouragement“. Auch bekannt als Ruhe, Frieden, Heimat oder auch Reich Gottes. „Was ist, wenn unser Produkt eine andere Art Lebensqualität ist?“ fragte er in diesem Video.
Vorteil an der Geschichte: das will jeder. Ausgeglichenheit, Harmonie usw ist das Zeug von Werbung, Zeitschriften und Instagram. Ob jeder unsere Version des Wegs zu diesem Produkt teilt, ist was anderes. Aber vom Produkt her sind wir markgerecht. (wie gesagt: etwas leicht abturnende Worte, aber zur Gedankenerweiterung sehr interessant).
Über die letzten Jahre war das meine These – wir bieten Shalom an. Das ist unser Produkt.
Doch irgendwie hänge ich an zwei Punkten. Einerseits ist es nicht so leicht. Als 20-jähriger Christ, der auch viele andere durch die Höhen und Tiefen des Lebens kennt, kann ich nur sagen: it ain’t that easy. Der Friede geht relativ schnell flöten. Und die Sehnsucht nach Ruhe und Heimat ist geil, aber schwierig dauerhaft herzustellen. Und dann kommt mir das Ganze noch etwas selbst-zentriert vor. Friede und Chill-Faktor gehen natürlich besser wenn man etwas Zeit hat, die Stimmung richtig ist und daneben ein kühles Blondes steht. Mit Kindern um einem rum, Deadlines und Mitarbeiterengpässen, Trump und Deutsche Bahn ist das nicht so naheliegend. Und dieser Hang zum Sich-entziehen scheint mir nicht sehr Jesus-mäßig.
Die letzten Monate stolpere ich mächtig über Dallas Willard. Seine Thesen sind manchmal etwas professorhaft, aber zu sagen hat er was. Dallas meint, dass jede Kultur einige Fragen für die Zeitgenossen framed (alle vier hier). Wer ist eine gute Person? Und wie wird man eine? Hört sich erst mal ungelenk an. Aber jede Kultur braucht Vorbilder und Orientierung. Diese finden sich noch, wenn auch immer knapper heutzutage. Was heute aber kaum mehr möglich ist: den Weg zu einer guten Person zu beschreiben. Die Welt heute will einen Mix aus Toleranz, Ehrlichkeit und sozialem Engagement, aber niemand lehrt das oder hat Ansätze, das zu vermitteln. Es gibt nur Schande, wenn man nicht tolerant ist usw.
So, zurück zum Produkt. Was ist, wenn unser Produkt transformierte Menschen sind? Wir entwickeln Mutter Teresas. Menschen, die von innen heraus gut sind. Weil sie eben die Liebe Gottes erleben und sein Geist an ihnen gute Dinge tut. Das scheint mir viel näher an der Bibel zu sein – eben nicht nur ein Selbstfindungstrip oder die innere Euphorie schürfen; sondern Gottes Liebe in der Welt aufblitzen lassen.
Vielleicht ist die Suche nach dem Produkt ein stranger Ansatz. Für mich trägt sie die Frage im Kern, was wir eigentlich erreichen wollen. Persönliches Glück ist top. Aber mir ist das zu wenig. Ich will nicht nur Leute, die sich selbstverwirklichen und dabei Bilder auf Insta posten. Ich such Transformation, die uns zu Verkörperung von Gott selbst werden lassen. Sein Licht in die Welt tragen und dabei seine Gelassenheit im Herzen haben.
Bin gespannt auf deine Gedanken….