Wir sind Heldinnen
Ganz ehrlich: Ich bin kein Fan von reinen Frauenveranstaltungen. Dieses emotionale Wir-haben-uns-alle-lieb oder dieses Wir-sind-alle-Konkurrentinnen-Ding. Vielen Frauen geht es da ähnlich, erfahre ich immer wieder. Und doch fahren wir zur Blumenwiese, einem Wochenende von und für Frauen: Weil’s mega ist. Weil wir auftanken, Freundschaft genießen und Gott begegnen.
„Wir sind Heldinnen“ hieß das Thema der Blumenwiese 2018. Und so suchten wir an diesem Wochenende im November die Heldin in uns – im wunderschönen Schloss Röhrsdorf in der Nähe von Dresden. Schon im Schloss anzukommen, war ein herrlicher Empfang. Kreative Heldinnen hatten alles wunderschön dekoriert: Überall durften wir hipsterige Gemütlichkeit, Makramee-Wandbehänge, Boheme-Feeling und Handlettering bewundern. Wir kamen uns sehr wertgeschätzt vor: Als Namensschilder gab es keine fiesen Aufkleber, sondern selbstgemachte, individuell gestaltete Ketten mit einem Diamantanhänger in stylisher Betonoptik. Du denkst jetzt vielleicht: Pillepalle. Aber mein Herz ging schon mal auf!
Und das ist die Blumenwiese: Viele tolle Frauen auf einem Haufen, jede eine Blume für sich, definitiv eine Heldin auf ihrer Wiese. Ich mag dieses ehrliche, wuselige Miteinander, sich über mehrere Jahre kennen oder ganz neu kennengelernt haben, Leben teilen und gemeinsam Gott suchen. Es gab Musik, Geschichten, Gottzeiten und viel Raum, um Gott zu begegnen und seine Stimme zu hören. In ganz unterschiedlichen Workshops durften wir uns in spannende, aber auch tiefgehende Themen reindenken oder -fühlen, z.B. Zero/Less Waste, Menschenhandel, Kreativität, Identität, Sternenkinder, soziale Gerechtigkeit im Alltag leben. Ich habe kreative Arbeitstheorien mit anderen Künstlerinnen geteilt, in privaten Gesprächen beste Familienthemen belabert und auf der Superheldinnen-Party meinen Tanz- und Verkleidungs-Spaß gehabt. Ich muss sagen, dass ich jedes einzelne Gespräch total wertvoll fand, ob beim Frühstück, auf dem Klo oder einfach mal anstelle eines Workshops.
Wenn Frauen Freundschaft feiern, sich gegenseitig ermutigen, vernetzen und austauschen, ist das ein Hochgefühl. Und dass Glaube hier authentisch gelebt wird, fassadenlos, gnadenlos ehrlich und dadurch so nahbar, ist herrlich. Es scheint, als würde Gott immer wieder einen anderen Punkt in unseren Herzen anrühren. Jahr für Jahr vertrauen wir mehr, dass Gott noch Einiges für uns im Ärmel hat und begleiten uns gegenseitig auf unseren Glaubenswegen. Wir beten füreinander und genießen, wenn Gott in die Herzen spricht.
Verfeinert wurden unsere Zeiten mit Inputs von inspirierenden Sprecherinnen. Kims Art ihren Alltag jesusmäßig zu rocken – und die Bühne –, hat uns begeistert und war so gar nicht „Wurst“ (Insider). Sie beschrieb, wie Gott in ihrem Leben immer da war bei Kram, Witz und Schmerz. Debo erzählte erfahrbar die Geschichte von Jesus am Ölberg und ermutigte uns, wie Jesus damals Zeit allein mit Gott zu verbringen. Mittli schilderte charmant, wie man manchmal aufgeben muss, um Gott zu begegnen – vielleicht eigene Vorstellungen, vielleicht auch die empfundene Last, eine Heldin sein zu müssen. Sarah teilte mit uns in vielen kleinen Geschichten, wie sie Gott und Menschen in ihrem Alltag begegnet – persönlich und nahbar, ob bei Aldi oder beim Spazierengehen. Und da waren noch so viele Geschichten: Wir erfuhren von Alex, wie es ist, mit Jesus zu leben, wenn der eigene Partner ganz unerwartet stirbt. Wie Stephie für ihre Adoptivkinder da ist. Und wie Lydia mit Jesus Kaffee trinken geht oder im Rotlichtviertel Frauen hilft.
„Wow! So viele Frauen auf einem Haufen, und jede mit der ich sprach war ganz unkonventionell, voller Ideen, hungrig nach Leben und nach Gerechtigkeit. Viele Frauen haben mich sehr fasziniert und ich habe noch lange über die Tage auf der Blumenwiese im Schloss Röhrsdorf nachgedacht, über die Frauen, die an den Grenzen der Gesellschaft Gutes tun und über Grenzen hinaus Gottes Liebe verschenken.“ Sarah
Wenn ich könnte, würde ich euch jetzt auch ausführlich erzählen, wie lecker eigentlich das Essen war. War aber leider unbeschreiblich. Unbeschreiblich lecker selbstgekocht von engagierten Menschen. Erzählenswert ist auch, dass wir ein Wochenende auf diesem wunderschönen Schloss wohnen durften, das eine Künstlerkommunität ist und von diesen Künstlern liebevoll renoviert wird: für Gäste, Musiker und Freunde. Wie viel Auftanken dieses Wochenende „Off“ war – mal ohne Alltag, Partner oder Kids. Dass man nach Lust und Laune in einer Kleidertauschbörse stöbern oder selbstgemachte Produkte in kleinen Pop-up-Shops erwerben konnte.
Aber ich möchte euch lieber noch einen Gedanken mit auf den Weg geben: Wenn Menschen nach Gottes Ebenbild geschaffen sind und ca. die Hälfte der Menschheit Frauen sind – was sagt das über Gott aus? Richtig. Und das Schöne ist ja, dass es nicht „die Frau“ gibt. Jede ist anders: Frauen, die auf Mode stehen und Frauen, die drauf scheißen. Frauen, die Kinder haben und Frauen, die nie Kinder wollten. Frauen, die Kinder haben und arbeiten gehen und andere, die überzeugt zu Hause bleiben. Frauen, die laut und mit Zweifeln leben, andere leise und überzeugt. Krasse Frauen, tiefsinnige Frauen, starke Frauen, gefühlvolle Frauen, lustige Frauen, mutige Frauen, angenehme Frauen, Rampensäue und Genießerinnen. Jede wunderbar geschaffen nach Gottes Ebenbild. Ich bin dankbar für all die Heldinnen, die ich hier auf der Blumenwiese kennengelernt habe. Ich wünsche mir, dass jede einzelne auf ihrer Wiese und auf ihre Art und Weise heldinnenhaft blüht. Denn fürs Leuchten sind wir gemacht.
Gastbeitrag von Ruth Warth. Sie war bei der Blumenwiese 2018 und wird auch 2019 am Start sein.