Schlafkonzerte - Schlummern erwünscht
Schlafkonzerte. Ein Konzertformat der ganz anderen Art. Dahinter steckt mehr als der bloße Name vermuten lässt. Ich habe mit Julia Buch gesprochen und ihr ein paar Fragen gestellt.
Julia ist die Initiatorin der Schlafkonzerte. Während ihres Studiums an der Popakademie in Mannheim hat sie gemeinsam mit der AOK Entspannungskurse, die auf dem BPM-System (beats per minute) beruhen, entwickelt. Dabei hatte sie den Wunsch das auch mit Live-Instrumenten umzusetzen. So entstand dann die Idee der Schlafkonzerte.
Was ist das Besondere an Schlafkonzerten?
Die Zuschauer genießen das Konzert ganz kuschelig und entspannt im Liegen. Und wer es schafft, dabei sogar einzuschlafen hat alles richtig gemacht ;)
Schlafkonzerte haben nicht nur ein großes Entspannungspotenzial, sondern sie fördern auch die Kreativität. Beides ist sehr mächtig. Dadurch, dass Schlaf ein Grundbedürfnis des Körpers ist und der Körper irgendwann einfach zur Ruhe kommen muss, geben wir ihm die Kontrolle ab. Dabei wird viel freigesetzt: größeres Denken, neue Träume, klare Gedanken.
Wie sind die Konzerte aufgebaut?
Ein Konzert besteht aus fünf Phasen, in denen das Tempo der Musik variiert: Abholen, Ankommen, Ausruhen, Aufwachen, Aufstehen. Moderation ist überflüssig, die Musik erfüllt ihren Zweck - ganz nach dem BPM-System. 80 Minuten lang. Zuerst lauter und dynamisch, beruhend auf einem Pulsschlag von 120-140 bpm. Dann abklingender und leiser - das Tempo der beats per minute wird langsamer und wirkt beruhigend. Bis hin zur erneuten Steigerung, welche die Zuhörer wieder sanft in die Aufwachphase zurück holt.
Ganz wichtige Frage: Wie reagiert denn das Publikum?
Die Zuhörer kommen sehr erwartungsvoll und das Feedback ist durchweg positiv.
Tatsächlich besitzen Schlafkonzerte eine heilende Wirkung. Sobald Kopf und Körper zur Ruhe kommen, man anhält und stille ist, einfach nur der Musik lauscht, passiert ganz viel mit den Zuhörern. Heilsame Selbstunterbrechung nennt man das. Manche berichten, dass sie danach neue Kraft und Hoffnung verspüren. Andere finden Klarheit, Ideen und Lösungen für bestimmte Umstände. Einige spüren, wie sich Verspannungen im ganzen Körper lösen.
Wenn Julia hört, dass manche sogar bis zu acht Stunden Fahrt auf sich nehmen, um an einem Konzert teilzunehmen, dann ist sie ganz überwältigt.
Ich wollte natürlich auch wissen, warum Julia liebt was sie tut.
Die Idee, Musik aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen, steigert nicht nur den Wert von Musik. Bei Julia schafft es auch ein Bewusstsein dafür, selbst achtsam durch den Alltag zu gehen und anderen dabei zu helfen, neue Perspektiven einzunehmen und auch mal „out of the box“ zu denken. Dass es möglich ist, die Auswirkung der Schlafkonzerte nach einem Konzert direkt wahrzunehmen, begeistert sie immer wieder.
Daher werden die Schlafkonzerte auch bewusst als exklusive Events gehalten, um diesen besonderen Wert nicht zu verlieren.
Welches Schlafkonzert-Erlebnis ihr am besten in Erinnerung geblieben ist?
Da gibts viele, sagt Julia. Aber kürzlich erst hat eine Frau ihr acht Monate altes Baby mitgebracht, das vor Konzertbeginn die ganze Zeit geschrieen hat. Ab der ersten Minute des Konzertes ist das Baby ruhig geworden, auf dem Bauch seiner Mutter eingeschlafen und ganz entspannt danach wieder aufgewacht. Für Julia wieder ein Beweis, dass das Konzept einfach funktioniert. „Denn Babies sind nicht manipulierbar.“ ;)
Natürlich macht Julia das alles aber nicht alleine. Wer steckt sonst noch hinter den Schlafkonzerten?
Meistens stehen sie zu dritt auf der Bühne. Julia singt und spielt Klavier. Kosho von den Söhnen Mannheims ist der Gitarrist. Thorsten Rheinschmidt, der technische Leiter der Schlafkonzerte, ist am Schlagzeug. Oft dabei ist auch das Duo Stiehler-Lucaciu aus Leipzig. Neue Musiker müssen jedoch immer erst einmal in das Konzept eingelernt werden. Man muss in der Lage sein, filigran, detailreich und sehr sensibel zu spielen, erzählt Julia.
Das Schlafkonzert kann in individuellem Umfang gebucht werden und bietet sich auch hervorragend als Gruppenevent für Firmen, Rehakliniken, Fitnesszentren und diverse Social Events an.
Anfragen an: kontakt@schlafkonzerte.de
Weitere Informationen auf www.schlafkonzerte.de
Von Jessica Martens