Tech für die Quarantäne
Als Kirchen und Sozialgruppen haben wir ne Aufgabe vor uns. Ohne Kontakt wird es schwierig, den Laden am Leben zu halten. Gleichzeitig ist ja 2020 und allerhand Tools stehen parat, um unsere Gruppenarbeit dennoch fliegen zu lassen. Anders, manchmal umständlicher, manchmal auch besser. Hier sind Tools und Tipps für das Arbeiten in Zeiten wie diesen.
Das Wesentliche
Mit diesen Tools unterstützen wir, was wir eh schon machen. Sie decken Funktionen ab, die im Leben einer Kirche vorkommen. Motokis Vortrag zeigt, warum wir eh in einer Zeit sind, wo Medien eine Veränderung im Verhalten von Gruppen mit sich bringt.
Gemeinsames Gebet – Zoom
Gebet hat besondere Relevanz in Zeiten von Not. Als Gruppe bietet sich ein Früh- oder Spätgebet an. Über Zoom können bis zu 100 Personen teilnehmen. Hier ist ein Beispiel der Mosaik Heidelberg.Seelsorgeangebote – Calendly
Quarantäne bedeutet Isolation. Da sind manche einsam, andere kämpfen mit sich und ihren Mitbewohnern. Ein Angebot von Seelsorge kann hier helfen. Calendly zeigt Verfügbarkeit und kann der leichte Koordination helfen (und linkt sich zu deinem Kalender). Die Seelsorge dann über Telefon oder Videocall.Teilen von Erlebnissen, Eindrücken – Slack
Der Alltag lässt sich ja schlecht mit einer Gruppe teilen. Klar, man kann Whatsapp-Gruppen haben, aber das Telefon dingt dann schon ganz schön oft. Slack ist ideal für Teilen mit Gruppen. Einfach dort Kanäle anlegen und zur eigenen Zeit teilen, kommentieren, reagieren. Für prophetische Eindrücke, Austausch und Alltägliches.Botschaften teilen – Youtube, Instagram
OK, Captain Obvious hier. In Zeiten von Fragen hilft es, wenn die Leitung sich zeigt und Orientierung gibt. Dafür eignen sich Videos. Je öffentlicher der Kanal, desto besser. Da lassen sich auch Gottesdienste streamen, wobei das relativ kurz gesprungen ist - sind 90-Minuten Streams von durchschnittlicher Qualität doch echt nicht der Höhepunkt der Online-Weisheit (mehr unten).Gemeinsames Bibellesen – Youversion
Über die App Youversion lassen sich Lesepläne und Gruppen erstellen. So können Gruppen und Freunde sich koordinieren, gemeinsam die Bibel lesen, Texte koordinieren und so einen Austausch über Gottes Wort hinbekommen.Online Hauskreis – Zoom oder Hangout
Ein wöchentliches Treffen mit Freunden und Weggefährten geht über Videocalls. Klar, braucht es etwas Disziplin (Nebengeräusche, Aufmerksamkeit) - aber es geht. Kostenlos via Hangout oder kostenpflichtig und etwas komfortabler via Zoom (zB Nebenräume für Gebetsgruppen etc).Intranet für bestimmte Informationen – Sway oder Google Sites
Besondere Zeiten brauchen manchmal das Teilen von Inside-Informationen. Klar, gibt es professionelle Systeme und Baukästen dafür - aber das braucht Tech-Support. Wer zackige eine Lösung braucht kann zu Sway greifen oder sich eine Google Site erstellen. Dann einfach die Links teilen und man hat sein imnu-Intranet.
Besprechungen – Dropbox Paper oder Google Docs
Hier ist Potenzial für Verbesserung, auch wenn die Normalität wiederkehrt. Gute Agenda gemeinsam erstellen, Protokoll und Entscheidungen festhalten, und Aktionen nachverfolgen. Klar geht das über Word und Email, aber das ist chaotisch. Paper ist hier erstaunlich robust und klar. Vorbereiten, in der Besprechung nutzen und danach dran bleiben.Entscheidungen gemeinsam treffen – Loomio, Fingertip
Noch ein Upgrade-Potenzial. Entscheidung ist Kerngeschäft von Teams. Die Klarheit von Entscheidungen ist häufig nicht ganz ideal. Hier sind zwei Tools, die sowohl asynchron funktionieren als auch Teams bei Austausch und Konsequenz helfen.Aufgaben und Ideen tracken – Basecamp, Dropbox Paper, Trello
Apropos Potenzial. Teams haben ihre Aufgaben nicht immer ideal im Griff. Gerade wenn man sich nicht dauernd sieht braucht man einen Weg, zu wissen, wer was macht. Und schön sind auch Informationen über Fortschritte oder Diskussionen zu Punkten wenn man nicht miteinander spricht. Basecamp ist ideal - da arbeiten wir seit Jahren damit. Paper und Trello können auch leicht und kostenfrei Überblick und Status gewährleisten.Gruppentermine finden - Teamup
Wenn man sich koordinieren muss und keine gemeinsame Software hat, dann ist das mit viel Mails verbunden. Teamup bietet an, einen gemeinsamen Blick zu verschaffen und so schnell zusammen zu kommen. Spart Zeit und Doodle-Runden.Gemeinsame Leselisten - Wakelet, Slack
Wenn aktuelle Themen anstehen gibt es schon viel Information. Wakelet passt dazu. Artikel, Videos, Kommentare können zu Themen erstellt werden. Sowohl kann man zusammenarbeiten als es auch einer größeren Gruppe teilen - zB der Gemeinde oder dem Ort. Slack geht auch für internes Teilen von Ideen und Inspiration.
Die Erweiterungen
Hier sind ein paar Chancen, die sich aus der Quarantäne ergeben oder notwendiger sind. Manches kann auch in normalen Zeiten die Arbeit unterstützen und kann jetzt geübt werden.
Hilfskoordination – Airtable
Essenseinkäufe, Arztfahrten, Freiwilligendienste - auch mit Ausgangssperre sind notwendige Hilfen erlaubt und wichtig. Wie koordinert man das? Airtable ist ein Datenbank-Tool, das sehr flexible ist und schön eingebunden werden kann. Es braucht mittlere technische Kenntnisse (kein Programmieren) und bietet sich für Koordination an. Die Mosaik Heidelberg hat die Wohnungsanfragen darüber laufen. Vorlagen helfen beim Einstieg.Kurse anbieten – Google Classroom
Zeit zuhause bietet die Chance, sich mit Inhalten zu beschäftigen. Wenn man Themen tiefer aufarbeiten will, kann man sich einen Google Klassenzimmer gönnen und mit einer Gruppe eine Lernreise beschreiten. Kostenlos und recht leicht zu lernen.Kurse nehmen – Spark Kurse, NTWright Online, Vimeo, biblemesh, Bibleproject
Es gibt natürlich auch schon einen Haufen Inhalte. Wir bieten was zu Theologie und Missionalem Leben an. Auf Udemy sind die Kurse von NT Wright, der amerikanische Verlag Zondervan hat viele Autoren mit Kursen auf Vimeo. Biblemesh bietet mehr Kurse als Bücher in der Bibel sind - auch gut für Einsteiger. Das Bibelprojekt bietet wunderbare Einführungen zu Büchern und Themen.
Zweierschaften – Whatsapp
Austausch mit einer anderen Person zum geistlichen Werdegang. Bietet sich jetzt auch sehr an. Zwar nicht beim Kaffee im Cafe. Aber Whatsapp oder Facetime sollten gut funktionieren. Gute Zeit, so eine Praktik wieder einzuführen und sich gegenseitig zu stärken.
Als Gruppe brainstormen – Mural, Conceptboard
Jetzt gehen wir einen Schritt weiter. Wenn Gruppen zusammen arbeiten wollen, braucht es guten Support. Nur Sprechen reicht oft nicht. Mural unterstützt das gemeinsame Brainstormen und damit die gemeinsame Sicht. Conceptboard ist eine Alternative dazu.
Besprechungen in einer Besprechung – Zoom breakouts
Manchmal braucht eine Gruppe einen anderen Modus. Kleingruppen, die miteiandern Themen vertiefen oder diskutieren. Zoom bietet Breakout-Rooms an. Man bleibt im Treffen und arbeitet im Kleinen miteinander weiter. Das wird sicher auch in der Zeit nach Covid19 nützlich sein.
Gemeinsamen Ort schaffen – Sococo
Hier was Abgefahrenes. Wenn man sich nicht wahrnimmt, fehlt was. Sococo ist eine Raumvisualisierung für ein Team, das verteilt arbeitet. Damit nimmt man Kontext und Gemeinsamkeit mit in die virtuelle Welt. Wer sich nur sporadisch trifft braucht das nicht. Wer öfter zusammenarbeitet braucht eine Gefühl füreinander und hier kann Sococo helfen.
Gebetsrhythmus – XRCS, Echo Prayer, Prayermate
Welchen Rhythmus finde ich am Tag. Gerade ohne feste Struktur von Wegen zur Arbeit und Veranstaltungen fehlt manchmal die Routine, die das Leben leichter macht. XRCS bietet Führung für Gebetszeiten, vor allem mit älteren Gebetsformen. EchoPrayer organisiert Gebetslisten und -erinnerungen. Prayermate koordiniert Gebete mit anderen. Und dann gibt es noch zahlreiche Timer, die über den Tag hinweg an Kurzgebete oder Dankschübe erinnern kann.
Stille – Headspace
OK, Stille scheint nicht das große Problem zu sein. Eher zu viel davon. Und dennoch kann das innere so aufgewühlt oder zerstreut sein, dass man sich nicht auf innere Wege mit Achtsamkeit aufmachen kann. Headspace bietet Hilfe für Meditation und Ruhigwerden.
Potenziale für Neues
Not macht Erfinderisch. In Zeiten von Abnormalität werden neue Modelle geboren (unsere Einschätzung). So wie in der Finanzkrise 2008 Airbnb entstand können heute neue Verhalten für Kirchen geboren werden. In unserem 36hrs Treffen haben wir eh reflektiert, wie das regelmäßige Treffen immer schwieriger wird. Hier sind Ideen – ungetestet – die auf Innovatoren warten und die nötigen Tools dazu.
Digitaler Beichtstuhl – Calendly, Whatsapp
Ein Ergebnis von unserem 36-hrs Treffen (ausführliche Ergebnisse, sowie die 6 Prototypen): wie helfen wir Leute mit Seelennöten und Sünden wenn sie es brauchen? Das ist Innovation, weil wir das einerseits mit unserem Gnadenfokus inhaltlich etwas aus den Augen verloren haben und zu anderen Beichtstühle keine gute Reputation haben. Wie wäre es, Beichten und Sündenbekenntnis digital zu bedienen? Mit Calendly könnten sich Termine koordieren und dann über Whatsapp der Austausch stattfinden.
Familiengottzeiten – Spark PDFs
Noch eine Innovation. Statt so massiv auf Veranstaltungen zu bauen, den Schwerpunkt mehr auf das natürlich Umfeld legen. Familien bieten sich an. Nicht nur zusammen leben, sondern geistliche wachsen und in den Wegen Gottes bewusst zusammen gehen. Dafür haben wir eine neue Serie gestartet. Jedes PDF enthält eine Praktik für Familien, mit Anleitung, Erklärung und Hinweisen. Als Corona-Special bieten wir die bis Ende April kostenlos an (Code: “M3M2DZM” beim Checkout eingeben).
Persönliche Transformation und Wachstum – Evernote
Noch einer unsrer 6 Prototypen mit Innovationspotenzial. Wenn wir zuhause sind und wenig Aktivität haben können wir uns um inneren Wachstum kümmern. Dabei bietet sich an, mit einer Gruppe von 3-12 Kollegen eine Gruppe zu bilden, sich ein Wachstumsziel zu setzen und dies über Evernote zu besprochen. Jeder schreibt für sich seine Erkenntnisse auf und man bespricht diese in einem wöchtenlichen Call. Das können Eigenschaften sein (Geduld bietet sich an, oder Freude) oder Praktiken oder Fähigkeiten.
Geistliche Begleitung – Slack, Calendly
Gebet lernen mit anderen. Es bietet sich an, einen Mentor oder geistlichen Begleiter zu suchen, der über einige Wochen Hilfestellung für geistlichen Wachstum anbietet. Das kann über Slack abgebildet werden wo man eine Art Tagebuch oder aktuelle Fragen postet und diskutiert. Calendly kann bei der Terminfindung helfen.
Gemeinsam Songwriting – Soundcloud & Slack
Wir beten aktuell die Psalmen jeden Morgen. Diese Lieder enthalten viele Phasen von Unsicherheit und Not. Das fehlt etwas in unsrer Liederlandschaft, die sich eher an Wahrheiten oder Freundschaft mit Gott orientiert. Wo sind die Klagelieder für diese Zeit? Wo die Fürbitten? Wenn die Songwriter einer Gemeinde die aktuelle Lage in Liedern verarbeiten, kann das eine große Gabe für die Gemeinde und das Umfeld sein. Soundcloud bietet das Co-Writing an (über Geheimelinks kann das privat bleiben, über Kommentare kann man Rückmeldung und Vorschläge geben). Über Slack kann man die Songideen teilen und diskutieren.
Poetry und Kunst teilen – Slack
Kunst hat eine besondere Stimme in diesen Zeiten. Heute regieren Gifs und Memes - umso mehr brauchen wir Künstler, die uns die Augen für neue Perspektiven öffnen. Schreiber und Maler können über Slack ihre Ergebnisse mit anderen teilen.
Geschichte schreiben (narrative Theologie) – Notion, Evernote, Google Docs
Nach was ganz Abgefahrenes zum Schluss. Die Bibel ist ein Buch voller Geschichten. Gott offenbart sich in Geschichten. Wie wäre es, in dieser Zeit, die Taten Gottes gemeinsam aufzuschreiben. So eine Art Tagebuch für Gottes Wege in der Krise. Gemeinsames Schreiben ist sicherlich experimentell, darin liegt eine große Chance. Notion ist eine neue App, die Kollaboration supereasy macht und Berechtigungen leicht verteilt. Evernote kann das auch, und Google Dokumente auf einfachere Art auch.
So, das ist der Anfang. Wer noch andere Use-Cases hat, bitte dranfügen und kommentieren. Wir ergänzen das dann.
Noch zwei Plugs von lokalen Initiativen.
Ideengegencorona - hier hat ein Ehepaar die Initiative ergriffen, um Ideen zu crowdsourcen für den Kampf gegen Corona. Gerne mitmachen und teilen!
IGW Montalk am 23. März zu technischen Möglichkeiten. Das Webinar ist kostenlos und von Praktikern gestaltet
Techtalk mit dem Mediendienst Bramsche für Video- und Audiofragen.